Winter, Weihnacht, wilde Nächte: Stadtführung am 17. Dezember 2023 (ausverkauft) und 25. Dezember 2023 zu Brauchtum und Volksglaube in den Raunächten

Wenn nachts ein eisiger Wind von den Mauern des Kirchenhügels durch die Gassen der Waiblinger Altstadt fegt und der Wode sich aufmacht, über die verschneiten Felder zu ziehen …

Weihnachtliche Führung für Erwachsene und Kinder ab 8 Jahren in die sagenumwobene Adventszeit, die Tage um die Wintersonnenwende und die „Zwölften“: die langen, kalten Nächte zum Jahreswechsel, einer Zeit des Kampfes zwischen Licht und Finsternis, zwischen Gut und Böse. Eingewoben in die mittelalterliche Szenerie zwischen Michaelskirche, Nonnenkirchlein und Nikolauskirche tauchen geheimnisvolle Figuren und Geschichten aus alten Zeiten auf und bieten einen kurzweiligen Einblick in alten Aberglauben, Waiblinger Stadtgeschichte, traditionelle Märchen- und Sagenwelten regionales Brauchtum in der magischen Weihnachtszeit.

Die hohe Zeit des Aberglaubens: „Winter, Weihnacht, wilde Nächte“
Stadtrundgang am 17.12.2023 (ausverkauft) und 25.12.2023, jeweils um 15:00 Uhr

Buchen von Tickets für eine öffentliche Waiblinger Stadtführung online: Ticketkauf
oder bei der Tourist-Information (i-Punkt) Waiblingen
Scheuerngasse 4, 71332 Waiblingen
Tel. (07151) 5001-8321

Gerne vereinbaren wir mit Ihnen einen individuellen Termin für Einzelpersonen, private Gruppen oder Firmen;
Anfragen unter Tel. 0176 16000616 oder waiblingen@wiedenhoefer.net

„Rauhnächte – Wilde Jagd und stille Zeit“ Dokumentation (3 Folgen/SWR) mit Wolfgang Wiedenhöfer u.a.

Pressestimmen: „Die hohe Zeit des Aberglaubens“

Cover Winter Weihnacht wilde Nächte

Die Waiblinger Raunächteführung in Buchform: „Winter, Weihnacht, wilde Nächte“ erhältlich beim Verlag Iris Förster

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Winter, Weihnacht, wilde Nächte … digital nach Hause!

Die Raunächte, also die Zeit zwischen den Jahren, sind magisch! Erkunden wir gemeinsam mit dem Waiblinger Autor und Stadthistoriker Wolfgang Wiedenhöfer die Geheimnisse der Raunächte und ihres Brauchtums.

Ich freue mich auf eine Stunde voller Geschichten und Poesie.
Und möchte Euch alle herzlich dazu einladen!

Corona-bedingt dieses Jahr leider nicht in der schönen Waiblinger Altstadt, sondern digital daheim in der Wärme: https://www.gotomeet.me/SwantjeSperling

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Die Waiblinger Raunächteführung in Buchform: „Winter, Weihnacht, wilde Nächte“ erhältlich beim Verlag Iris Förster

Lust auf Waiblingen?

Gestern starteten nach langer, Pandemie bedingter Zwangspause wieder öffentliche Stadtführungen in Waiblingen. Tickets gibt es online bei der Tourist-Information (i-Punkt):

https://www.waiblingen.de/de/Der-Innovationsstandort/Tourismus/Stadtfuehrungen

(spontane Teilnahme und Bezahlung vor Ort nicht möglich).

Individuelle Führungstermine auf Anfrage:
info@visitwn.de oder 0176-16000616

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Zwölf wilde Nächte Vol. 7

Winterjohannis

Der 27. Dezember wurde früher als ‚Dritter Weihnachtstag‘ bezeichnet. Nach antiker Zeitrechnung fiel die Wintersonnwende auf die Nacht vom 25. auf den 26. Dezember, weshalb, in Anlehnung  an den Spruch im Johannesevangelium „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“ (Joh 3,30) dieser Tag Johannes dem Apostel und Evangelisten geweiht war. Bis heute hält sich insbesondere in katholischen Landesteilen der Brauch des Johannissegens. In den Gottesdiensten wird Wein geweiht und den Gläubigen gereicht, in Angedenken an die Sage, dass Johannes mittels eines Bechers vergifteten Weins ermordet werden sollte, den Trunk aber durch ein Kreuzzeichen auf dem Becher zur Verwunderung aller Ungläubigen unschädlich gemacht hatte. Der gesegnete Johanniswein wurde früher zu Hause in den weihnachtlich geschmückten Wohnstuben getrunken, Gäste wurden mit diesem besonderen Wein bewirtet, und auch das Vieh bekam einige Tropfen ab. Sogar Brunnen wurde in manchen Orten mit etwas Johanniswein gegen Ungeziefer geschützt. Was übrig blieb wurde für besondere Fälle, wie Krankheit oder auch Familienfeste, für das kommende Jahr zur Seite gestellt.

Hat der Evangelist Johannes Eis, dann macht es auch der Täufer heiß.

In den Weihnachtstagen sollen bei Gutenberg auf der Alb, bei einem abgelegenen Hinterweiler an der Weißen Lauter, häufig Irrlichter zu sehen sein. Wanderer, die um Mitternacht dort vorbeikommen, werden von diesen Irrlichtern auf falsche Pfade geführt.

In der Adventszeit berichtete man früher am Hohenstaufen von einem besonderen Spuk. Am Abend, wenn die Betglocken der Kirchen läuteten, tauchten geheimnisvolle Lichter auf, ‚Scheinelichter‘ hat man sie genannt. Um Hohenrechberg und auch bei Staufeneck hat man sie des öfteren in den Weihnachtstagen gesehen. Unweit von Wäschenbeuren liegt eine Felsgruppe, die Spielburg genannt. Dort traten die Lichter besonders häufig auf, weshalb man den Ort auch ‚Tanzplatz‘ nannte. Einen auffälligen Ring aus fettem Gras konnte man dort erkennen. Das war der Kreis, in dem die Geister tanzten. Freundlich sollen sie gewesen sein, diese Geister, und niemand haben sie etwas zuleide getan. Seitdem dort aber ein Steinbruch angelegt wurde, hat man die Geister nie mehr gesehen.

 

Raunächte – Geschichten zwischen den Jahren
Stadtführung zu Mythen, Geschichten und Aberglaube in den ‘Zwölften’
Sonntag 27.12.2015 15:30 Uhr
Tickets über die TouristInfo Waiblingen – ausverkauft – 

Beitragsbild: Gisela Pfohl, aus ‘Geister, Trolle, Totenköpfe’, Verlag Iris Förster

 

Zwölf wilde Nächte Vol. 6

Der Stephanstag

Der 2. Weihnachtstag am 26. Dezember ist der Festtag des Heiligen Stephanus, der um das Jahr 40 wegen seines Glaubens eines gewaltsamen Todes starb und so zum ersten Märtyrer des Christentums überhaupt wurde. Es wurde gesungen, getanzt und gezecht. Bäuerliche Feste wie Sichel- und Schlegelhengetse wurden gefeiert.

Es war traditionell der Tag der jungen Männer. Die ledigen Burschen ritten in die umliegenden Dörfer. Oftmals mussten bestimmte Entfernungen zurückgelegt werden, es ging über drei oder mehr Markungsgrenzen. Hatten die ‚Stefansreiter‘ das geschafft, so wurden sie in den Gasthäusern mit einem Festmahl empfangen. Und wenn man dann als junger Mann eh‘ schon in der Nachbarschaft unterwegs war, dann nutzte man das gleich zum Anbandeln. Man brachte einen Kuchen oder auch eine Brezel bei der Herzallerliebsten vorbei. Als Belohnung durfte man dann, in der prüden, konservativen Zeit eine Besonderheit, am Stephanstag zusammen ins Wirtshaus gehen. Unter strenger Beobachtung der Erwachsenen natürlich. Und wem das Geld für die Brezel fehlte, der malte einfach eine mit Kreide ans Scheunentor, als Einladung zum Wirtshausgang reichte das allemal.

Weil Stephanus unter anderem auch der Schutzheilige der Pferde ist, wurde denen an diesem Tag besondere Aufmerksamkeit zuteil und sie wurden in seinem Namen gesegnet. Am Stephanstag wechselten die Pferdeknechte ihren Arbeitgeber. Es ist der einzige Tag in den Zwölften, an dem man die Pferde gefahrlos striegeln konnte. An den anderen Tagen, so glaubte man, striegelte man Läuse in sie hinein.

Am Stephanstag werden in Backnang die Pferde ausgeritten und zwar so schnell als möglich. So kann man sie vor Hexen bewahren.

Am Stephanstag geerntete Hagenbutten helfen besonders gut gegen Seitenstechen und Magenbeschwerden.

Weht am Stephanstag ein starker Wind, so wirft man einige Handvoll Mehl in den Sturm und bittet, dass einem im kommenden Jahr kein Unwetter die Ernte verhagelt.

Kinder zogen singend von Haus zu Haus und baten um Geschenke, auch steckten sie für die Pferde des Woden etwas Hafer in ihre Schuhe und stellten diese vor die Türe – beide Bräuche sind später auf den 6. Januar übergegangen.

Ein Bauer in Waiblingen hörte einmal von der Geschichte, dass in der Christnacht die Tiere zueinander mit menschlicher Stimme sprechen könnten. Da ging er am Heiligen Abend nicht in den Gottesdienst, sondern schlich sich in den Stall. Als die Glocke der Nikolauskirche zwölf Uhr schlug, da hörte er die Pferde miteinander reden: „Du musst unseren Bauern am Stephanstag fahren, denn du bist das stärkere.“ „Nein,“ sprach das andere Pferd, „das musst du machen, denn Du bist das größere von uns beiden.“ Sie stritten und wurden längere Zeit nicht einig. Endlich sagten sie zueinander: „Jedes soll recht haben, wir werden ihn gemeinsam fahren.“ Dann wurde es still im Stall. Und was meint Ihr, was am nächsten Tag geschah? Der Bauer starb und seine beiden Pferde zogen das Fuhrwerk mit seinem Sarg am Stephanstag zusammen zum Friedhof…

 

Raunächte – Geschichten zwischen den Jahren
Stadtführung zu Mythen, Geschichten und Aberglaube in den ‚Zwölften‘
Sonntag 27.12.2015 15:30 Uhr
Tickets über die TouristInfo Waiblingen – ausverkauft – 

Beitragsbild: Gisela Pfohl, aus ‚Geister, Trolle, Totenköpfe‘, Verlag Iris Förster

Zwölf wilde Nächte Vol. 5

Der Weihnachtstag

Der 1. Weihnachtstag, auch „Stiller Tag“ genannt, wurde früher ganz im Kreise der Familie begangen. Das Haus verließ man nur zum Kirchgang. Auch der Besuch in einem Gasthaus war unüblich. Das kirchliche Arbeitsverbot griff an diesem höchsten aller weihnachtlichen Feiertage besonders stark.

Ein armes Bäuerlein hatte am Weihnachtstag morgens im Walde Holz gestohlen und trug es auf dem Rücken nach Hause. Da begegnete er dem Pfarrer. Dieser rief ihm zu: „Ja Frieder, wo kommst her? Weißt du nicht, dass heute Weihnachtstag ist? Unser Herrgott wird dich schon dafür strafen.“ Erschrocken leugnete der Frieder, dass er den Feiertag entweiht habe und verschwor sich hoch und teuer: „Hätt i’s gmacht, so dät i glei uf’n Mond fliaga“. Auf der Stelle wurde der arme Frieder in den Mond versetzt. Dort muss er bis heute zur Strafe geschmolzenes Eisen essen. Und wenn am Weihnachtstag jemand arbeitet, so warnt man ihn seither mit den Worten: Gib acht, sonscht kommsch au ‚en Mond …
Brauchtum und Aberglaube am Weihnachtstag:

Wenn am ersten Weihnachtstag die Sonne scheint, bedeutet es ein glückliches neues Jahr.

Wer an Weihnachten viel isst, dem geht es im folgenden Jahr gut.

Wer am Weihnachtstag seinen Schatten doppelt sieht, stirbt im kommenden Jahr oder braucht noch im Januar eine Brille…
Vor langer Zeit verirrte sich einmal am Weihnachtstag bei Einbruch der Nacht ein braver Bürgersmann im Felde um Dillingen. Schneegestöber hatte den Weg fast zugeweht und es war bitter kalt. Öfters war der arme Wanderer daran, in übergroßer Erschöpfung niederzusinken und den Tod zu erwarten, der ihn gewiss bald ereilt hätte. Nur der Gedanke an seine Frau, seine Kinder und deren trauriges Schicksal ohne ihn hielt ihn aufrecht. Doch wie oft er sich auch zu neuen Anstrengungen ermannte, er konnte den Weg nicht mehr finden. Es wurde immer finsterer und es blieb ihm keine andere Aussicht als das Vertrauen auf Gott. Er fiel auf die Knie und betete inbrünstig zu dem, ohne dessen Wille keine Schneeflocke vom Himmel fällt. Und wie er noch kniete und betete, da vernahm er deutlich aus weiter Ferne den Klang einer Glocke. Mit letzter Kraft erhob er sich und wankte dem Geläut entgegen, das er immer vor sich hörte. Endlich verstummte der Ton, doch da sah er seine Stadt vor sich liegen. Warm schimmerten die Lichter aus den Wohnzimmern und bald saß er wohlbehalten im Kreise seiner Lieben, die schon lange angstvoll auf ihn gewartet hatten. Groß war das Erstaunen des auf wundersame Weise geretteten, als er erfuhr, dass niemand in Dillingen eine Glocke geläutet und auch niemand sonst das Glockengeläut gehört hatte. Nach vielen Jahren, als er zu Vermögen gekommen war, machte der Bürgersmann eine Stiftung, damit zur Winterszeit täglich früh am Morgen und spät am Abend mit einer Glocke verirrten Wanderern ein Zeichen gegeben werden sollte. Man nannte das Geläut das ‚Neunuhr-‚ oder auch das ‚Lumpenglöcklein‘.

Christkendele, Christkendele,
komm zu uns herei!
Mir hend a frischs Heubündele
ond au a guats Gläsle Wei‘.
A Bündele fürs Esele,
fürs Kendele a Gläsele,
ond beda kennet mir au!

Raunächte – Geschichten zwischen den Jahren
Stadtführung zu Mythen, Geschichten und Aberglaube in den ‚Zwölften‘
Sonntag 27.12.2015 15:30 Uhr
Tickets über die TouristInfo Waiblingen – ausverkauft – 

Beitragsbild: Gisela Pfohl, aus ‚Geister, Trolle, Totenköpfe‘, Verlag Iris Förster

Zwölf wilde Nächte Vol. 4

Die Heilige Nacht

Nun ist er endlich da, der 24. Dezember. Der Tag, an dem das Christkind in der Krippe zu Bethlehem geboren wurde, weswegen es auch in der bäuerlichen Überlieferung früher ein Festtag für die Kinder war. Am frühen Morgen zogen sie, mit Glocken behängt und manchmal auch Peitschen knallend, durchs Dorf und trieben so Geschenke, Geld und Gaben ein. Dies brachte dem Tag auch den Namen ‚Glockentag‘ ein. Es war ein Tag, der von alters her geprägt war durch tiefe Gläubigkeit. Die Adventliche Fastenzeit endete, was man mit großen Festmalen feierte.

An Heiligabend begannen zwölf ganz besondere Nächte innerhalb der Raunächte. Diese ‚Zwölften‘ waren die geheimisvollste Zeit des Jahres und deswegen mit besonderem Aberglauben und Brauchtum belegt.

Die Träume der zwölf Nächte erfüllen sich in den entsprechenden Monaten des neuen Jahres. Träumt man vor Mitternacht, so erfüllt sich der Traum in der ersten Hälfte des Monats, träumt man nach Mitternacht, so erfüllt sich der Traum in der zweiten Monatshälfte…

In Backnang legte man das Joch der Tiere in den zwölften in die Sonne, damit die Tiere im folgenden Jahr leichter ziehen.

Am Weihnachtstag musste die Arbeit ruhen. Die Strafe bei Zuwiderhandlung hatte man stets vor Augen – erzählte man sich doch, der Mann im Mond habe gewagt, am Weihnachtstag Tannenreisig kleinzuhacken und wurde deswegen von höheren Mächten ans Firmament verbannt, als immerwährende Mahnung. Auch backen durfte man nicht, der Geruch hätte die wilde Jagd oder andere böse Geister anlocken können.

Vielerorts wurden am Weihnachtstag in den Kirchen Krippen ausgebaut, die dort biss Lichtmess bestaunt werden konnten. Die Tradition der Weihnachtskrippe ist zurückzuverfolgen bis in die vorreformatorische Zeit. Damals sind in Klöstern Jesukindelein als hölzernen Puppen, ganz wie echte Säuglinge, gepflegt, gebadet, gewickelt und gewiegt worden.

Ordnung rund um Haus und Hof musste an diesem Abend besonders gehalten werden: glaubte man doch, dass sich an Werkzeug und Gerät, das am Heilig Abend nicht ordentlich im verstaut wurde, böse Geister festsetzen könnten und die Geräte übers Jahr kaputtgingen oder gar gestohlen würden.

Das „Schreckeläuten“ der Kirchenglocken war früher weit verbreitet. In manchen Landesteilen setzte es bereits am Tag vor Weihnachten nachmittags um 3 Uhr ein, andernorts am Abend vor Weihnachten, am Weihnachtsabend selbst oder in der Christnacht um Mitternacht. Während des Läutens band man Stroh um die Obstbäume und fütterte das Vieh – das versprach eine reiche Obsternte und gab den Tieren einen besonderen Segen.

Weit verbreitet war der Aberglaube, dass am Weihnachtsabend die toten Seelen auf die Erde kommen und unter den Lebenden wandeln. Deswegen stellte man Kerzen auf, um den verstorbenen Familienmitgliedern den Weg zu weisen. Diejenigen, die übers Jahr sterben sollten, konnte man sehen, wenn man während des Weihnachtsläutens in die Kirche blickte.

Wenn man in der Heiligen Nacht um Mitternacht auf einer Kreuzung mitten im Ort steht, dann sieht man vor manchen Häusern Särge stehen. Aus diesen Häusern werden übers Jahr Leichen getragen. (Ellwangen)

Wer aus dem Feuer am Weihnachtsabend ein angebranntes Holzscheit zieht und es aufbewahrt, soll dies entzünden, wenn ein Gewitter naht. Er ist dann geschützt gegen Blitzschlag.

Wer in der Weihnachtsnacht unentdeckt stiehlt, der wird das ganze Jahr nicht erwischt.

Wenn man in de Christnacht Korn drischt, dann trifft jeder Schlag des Dreschflegels den Hausgeist oder böse Nachbarn am Kopf.

In der Christnacht hat der Teufel freien Lauf und bietet allen seine Gewalt auf, um Seelen zu gewinnen.

In Angedenken an den Stall, in dem Christus geboren wurde, galt am Weihnachtstag besondere Aufmerksamkeit den Eseln, Ochsen und Pferden. Glaubte man doch, dass in dieser Nacht im Stall das Vieh sich in menschlicher Sprache unterhalten würde und dass man aus der Unterhaltung die Geschehnisse des kommenden Jahres, insbesondere Todesfälle, belauschen konnte. Also bekamen in der Christnacht vor der Messe die Tiere eine Sonderration vom besten Futter. Man legte Heu vor die Scheuer, das „Heu für Chriskindles Esel“, damit das Vieh übers Jahr gesund blieb. Für die Hunde des Woden stellte man dazu noch ein Schüsselchen mit Fressen vor die Türe.

In Neuhausen bei Tuttlingen hört man in der Weihnacht auch heute noch in einem Brunnen das Knallen einer Peitsche und das Wiehern von Pferden. Gleichzeitig kann man auf den Feldern in der Umgebung eine Pflugschar aufblitzen sehen. Wenn diese Erscheinung in den heiligen Nächten nicht auftritt, dann gibt es ein schlechtes Jahr.

Wasser, welches am Heiligen Abend genau um Mitternacht aus den Brunnen floß, galt als besonders segensreich. Es wurde aufgefangen und übers Jahr bei Krankheit gereicht.

Leuchten in der Heiligen Nacht viele Sterne am Himmel, dann gibt es im kommenden Jahr eine reiche Ernte. Oder umgekehrt: „Finstre Christnacht, helle Scheuer“ (Rohrdorf)

Über Nacht, ganz heimlich, brachte dann das Christkindle die Geschenke. Am Weihnachtsabend selbst gab es lediglich kleine Süßigkeiten zum naschen und für die Vorfreude.

In der heiligen Christnacht soll die Sonne ihren Lauf ändern und zwei Freudensprünge machen.

Die Tradition des weihnachtlichen Singens ist wohl so alt wie das Fest selbst. Früher zogen Kinder und arme Leute durch die Straßen und baten um milde Gaben in Form von Lebensmitteln. Auch die Nachtwächter taten früher am Heiligen Abend ihren Dienst singender Weise und wurden dafür mit Geschenken belohnt. Das Schmücken der Stuben mit grünen und teils auch blühenden Ästen sollte der „Percht“ und sonstigen Sagengestalten, die in der Weihnachtszeit unterwegs waren, ein freundliches Willkommen geben.

Bei Fronstetten liegen die Ruinen eines vor langer Zeit zerstörten Schlosses. In tiefen Kellern sollen dort große Schätze lagern. Vor langer Zeit sollen in einer Weihnacht die Bewohner der benachbarten Höfe versucht haben, diese Schätze zu heben. Tatsächlich fanden sie ein Lämmchen, das dort in goldenem Schimmer lag, umgeben von viel Gold und Edelsteinen. Dann brachen sie aber die uralte Regel, dass man beim Heben eines Schatzes nicht sprechen darf: So groß war ihre Freude, dass sie in laute Rufe ausbrachen. Und ganz plötzlich verschwand das Lämmlein samt dem Schatz auf Nimmerwiedersehen, die Finder gingen leer aus.

Raunächte – Geschichten zwischen den Jahren
Stadtführung zu Mythen, Geschichten und Aberglaube in den ‚Zwölften‘
Sonntag 27.12.2015 15:30 Uhr
Tickets über die TouristInfo Waiblingen

Beitragsbild: Gisela Pfohl, aus ‚Geister, Trolle, Totenköpfe‘, Verlag Iris Förster

Zwölf wilde Nächte Vol. 3

Der Wode und die wilde Jagd

Wodan, die Hauptgottheit der Germanen, hatte einen ganz besonderen Platz in den Weihnachtstagen. Viele Sagen und Überlieferungen berichten von dieser brachialen Gestalt, die, stets begleitet von einer großen Sippschaft von Hexen, Truden, Geistern und anderen unheimlichen Gestalten, in den Raunächten über die schneebedeckte Landschaft gebraust sein soll – Wodesheer, Muetesheer oder auch die wilde Jagd oder das wilde Heer genannt. Sogar der Teufel selbst samt seiner Großmutter hat zu dieser Gefolgschaft gehört. Der Wode ritt auf einem mächtigen weißen Ross, Jäger zu Fuß und wilde Hunde mit lautem Gebell folgten ihm.

Mit Fackelschein und Höllenlärm, lauten Gesängen, Glockengeläut, Peitschenknallen und wildem Geschrei kündigte sich der Zug an, so dass Alt und Jung in die Wohnstube flüchten konnten. Wer sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, hatte sich flach auf den Boden zu werfen und das Gesicht zu verbergen. Keinesfalls durfte man den Kopf heben und dem wilden Heer bei seinen Umtrieben zuschauen, denn dann verlor man auf der Stelle sein Augenlicht. Ansonsten sei das Muetesheer zwar unheimlich, aber nie böse oder feindselig gewesen.

Zeiten, in denen diese Erscheinungen besonders häufig aufgetreten sind, folgten oft furchtbare Naturkatastrophen.

Die Sage vom fliegenden Schimmel
Wenn in den zwölf heiligen Nächten um den Waiblinger Kirchenhügel der eisige Nordwind fegt, dann geschieht es oft, dass durch die nächtlichen Nebelschwaden ein weißer Hengst daherrast. Er bricht urplötzlich hinter der Friedhofsmauer aus der mondbeschienenen Nacht hervor und ehe der, der ihn erblickt, sich versieht, ist er auch schon wie ein Wirbelwind vorüber. Auf weißen Flügeln schwebt er dahin, leicht wie ein Vogel, und nimmt seinen Weg in die tiefe Nacht. „Der Fliegende Schimmel in den heiligen Nächten„ sagen die Menschen zu dieser Erscheinung. Dem aber, der den Schimmel gesehen hat, geschieht im neuen Jahr großes Glück.

In einem kleinen Dorf soll das Muetesheer alljährlich durch ein bestimmtes Haus gezogen sein. Dort wurden deshalb immer Fenster und Türen aufgesperrt, sobald man es kommen hörte. Einmal dachte der Hausherr, er wolle doch aufbleiben und sehen, wie es bei diesem Spuk zugehe. Er blieb deshalb in der Stube sitzen, als es wieder durchzog. Da hörte er eine Stimme sagen: „streich dem do d‘ Spältle zu!“ Und alsbald war es ihm, als ob ihm jemand mit dem Finger über die Augen fahre. Von Stund an war er blind. Und kein Mittel auf der Welt wollte helfen, ihm das Augenlicht wieder zu verschaffen. Da riet ihm jemand, wenn das Muetesheer wieder durchfahre, sich wieder an den gleichen Platz zu setzen. Das tat er, und als die wilde Jagd im nächsten Jahr übers Land zog, da hörte er wieder eine Stimme, die sprach: „streich dem da d‘ Spältle wieder auf!“ Und von dem Augenblick an war er wieder sehend.

Der Weihnachtswind
Wenn um Weihnachten ein tüchtiger Wind geht, daß die Bäume sich bewegen, so sagt man „…d‘ Baim rammelet (begatten sich), s‘ gibt guats Obst“ (Derendingen)

 

Raunächte – Geschichten zwischen den Jahren
Stadtführung zu Mythen, Geschichten und Aberglaube in den ‚Zwölften‘
Sonntag 27.12.2015 15:30 Uhr
Tickets über die TouristInfo Waiblingen

Beitragsbild: Gisela Pfohl, aus ‚Geister, Trolle, Totenköpfe‘, Verlag Iris Förster